Gespräch mit einem Betroffenen

Am 18.05.2015 unterhielten wir uns mit einem 17 jährigen Jungen über seine überwundene Magersucht. Im Voraus überlegten wir uns ein paar Fragen, die er uns beantwortete.

1. Kennst du mögliche Gründe für deine Krankheit?

  • „Der Hauptgrund meiner Krankheit war anfangs abzunehmen. Dieser Gedanke ging jedoch zu weit, sodass ich immer weniger gegessen habe. Ich war nie mit mir zufrieden.“

2. Konntest du dir eingestehen, dass du krank warst?

  • „Nein. Es war mir egal was Familie, Freunde oder sogar der Arzt gesagt haben. Ich wollte mein Ziel verfolgen und endlich dünn sein. Ich wurde immer dünner und dünner. Es gab eigentlich noch nicht mal ein Ziel für mich, da es sich immer weiter nach unten verschob. Es war wie eine Sucht.“

3. Wie schnell bist du in die Magersucht „reingerutscht“?

  • „Anfangs war alles noch normal. Ich wollte einfach etwas abnehmen. Das hat dann auch etwas länger gedauert. aber der Vorgang von normal zu sehr dünn (mager) ging ziemlich schnell. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Ich habe am Tag nur eine Mahlzeit zu mir genommen. Das war natürlich viel zu wenig, das weiß ich heute.“

4. Wie hast du die Krankheit überwunden?

  • „Durch Sport, vor allem durch das Fitnessstudio und eine Ernährungsumstellung. Ich habe zu meiner Mutter gesagt: „Wenn ich ins Studio gehen darf, esse ich wieder normal“. Der Sportgedanke überkam mich nach einiger Zeit, zum Glück. Als ich angefangen habe Sport zu treiben, habe ich gemerkt, dass ich unbedingt essen muss, um Leistung zu bringen. Vorher habe ich wenig gegessen und keinen Sport gemacht. Durch Sport habe ich meine Krankheit überwunden. Auch heute ist er noch ein wichtiger Teil in meinem Leben.“

5. Was würdest du anderen raten, die an einer Essstörung leiden?

  • „Ich würde auf sie zugehen und sie fragen, was ihr Ziel ist oder was sie mit dem „wenig essen“ bewirken wollen. Man braucht einen Vertrauten, der einen versteht und der ganz langsam auf einen eingeht und einem so hilft. Ich denke jegliche Form Ablenkung, die nichts mit Essen zu tun hat, ist auch mal schön. Sie kann auch helfen. Wenn dir jemand einfach sagt, du sollst mehr essen oder so, dann interessiert dich das nicht. So kann man nicht an die Sache rangehen. Ich würde mir erst einmal Gedanken machen, warum der/die an einer Essstörung leidet und dann darauf aufbauen. Mein Rat an  die Familien und Freunde der Betroffenen ist, nicht gleich hysterisch zu werden. Man sollte nicht als erstes sagen: „Du musst unbedingt mehr essen“, oder: „Du musst jetzt zum Arzt.“ Oft sind sie leider einfach zu wenig informiert. Ich finde Angehörige sollten sich unbedingt mit einem Menschen unterhalten der sich auskennt, also zum Beispiel zum Psychologen gehen (zuerst auch ohne den Esssgestörten). Dann kann man zusammen die Krankheit bekämpfen.“

Bildquelle: http://i.huffpost.com/gen/1716129/images/o-MAGERSUCHT-facebook.jpg

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