Interview mit einer Psychiaterin

Am 01.04.2015 führten wir ein Interview mit einer Psychiaterin die 10 Jahre an der Hans-Prinzhorn Klinik in Hemer gearbeitet hat.

1. Wie/inwiefern haben Sie mit essgestörten Menschen zu tun?

  • „Ich habe 10 Jahre an der Hans-Prinzhorn Klinik in Hemer gearbeitet und mich auf Essstörungen spezialisiert.“

2. Welche Arten gibt es?

  • „Es gibt drei verschiedene Typen von Essstörungen. Der erste Typ ist die Magersucht. Außerdem gibt es Bulimie und Fresssucht (Vielesser). Man muss aber erst einmal andere Erkrankungen ausschließen, bevor man Menschen in eine dieser Kategorien einordnet. Nur weil ein Mensch sehr dünn ist, ist er nicht gleich magersüchtig. Es könnte beispielsweise auch eine Schilddrüsenerkrankung vorliegen.“

3. Warum treten Essstörungen auf? Sind sie auf bestimmte Dinge zurückzuführen?

  • „Essstörungen treffen psychisch labile Menschen. Sie sind mit sich selbst oder ihrem Leben unzufrieden. Häufig sind Essstörungen jedoch auch in Familien zu finden, die sich zumindest nach außen als perfekt und sozial stark präsentieren. Jugendliche die in solchen Familien aufwachsen haben keine Chance auf eine Pubertät. Deswegen wollen sie wenigstens selbstständig über ihr Essverhalten und ihren Körper bestimmen.“

4. Wie kann man Betroffenen, oder auch sich selbst, helfen?

  • „Wenn Essstörungen früh erkannt werden sind die Heilungschancen am größten. Eigentlich benötigen die Betroffenen immer eine Therapie. Es bringt auf jeden Fall nichts, wenn einem von anderen Leuten gesagt wird, dass man weniger bzw.mehr essen muss. Das macht die Störung oft nur noch schlimmer.“

5. Wie behandelt man Essstörungen?

  • „Erst baut man das Selbstbewusstsein auf und dann das Gewicht. Wir bemühen uns um abwechslungsreiche Therapiemöglichkeiten. Es gibt zum Beispiel eine Tanztherapie. Hierbei sollen die Jugendlichen ihren Körper besser kennen lernen. Jede Woche setzen wir zusammen mit den Patienten Ziele, die sie am Ende der Woche erreicht haben sollten. Das wichtigste ist jedoch, dass die Patienten alles aus eigenem Willen tun. Nur wenn man etwas selbst möchte, kann es funktionieren. Wir wollen sie zu nichts zwingen.“

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